Im Jahr 1847 gründeten Sr. Theresia Haselmayr und Johann Evangelist Wagner in Dillingen im Franziskanerinnenkloster eine Schule für taubstumme Mädchen – die erste klösterliche Schule dieser Art in Bayern.
Die Zahl der Schülerinnen wuchs schnell an. Damals gab es – abgesehen von Taubstummenschulen – keine staatlichen Angebote für gehörlose Menschen. Um den Schulabgängerinnen eine Perspektive für ihr Leben zu bieten, errichteten Haselmayr und Wagner eine sogenannte Versorgungsanstalt.
Am 30./31. März 1855 zogen 25 taubstumme Schülerinnen, drei Schwestern als Lehrerinnen, drei schulentlassene gehörlose Frauen und eine Franziskanerin für Haushalt und Pflege in das für diesen Zweck erworbene ehemalige Bartholomäer-Institut. Von Anfang an wohnten und arbeiteten die gehörlosen Mädchen und Frauen mit den Schwestern in einer Gemeinschaft zusammen.
In dieser Zeit war der Staat nicht in der Lage, für Ausbildung und Lebensunterhalt behinderter Menschen aufzukommen. Gehörlose und Schwestern lebten daher von den Erträgen aus Gartenbau und Landwirtschaft sowie vom Verdienst aus Handarbeiten, besonders aus der Paramentenstickerei.
Aus diesen Anfängen entwickelte sich in Dillingen ein vielseitiges Assistenzangebot für Menschen mit und ohne Behinderung. Ob nun in der Beratung, Förderung, Begleitung, Bildung oder Pflege: Kontinuierlich wurden neue Angebote und Dienste geschaffen und bestehende differenziert sowie auch weitere Zielgruppen erschlossen.
Zurzeit werden mehr als 1.900 Menschen aller Altersstufen mit Hör- oder Sprachbeeinträchtigung, Lern-, geistiger oder Mehrfachbehinderung, psychischer Beeinträchtigung oder Autismus, ihrem individuellen Hilfebedarf entsprechend, in Vollzeit, stundenweise oder mobil begleitet und gefördert.
Regens Wagner Dillingen ist heute mit über 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Voll- und Teilzeit einer der größten Arbeitgeber der Region.
Im Zuge dieser Entwicklung veränderte sich auch Regens Wagner Dillingen von einer zentralisierten Einrichtung mit Bildung, Beschäftigung und Betreuung unter einem Dach zu einem Dienstleister mit dezentralen Standorten und vielfältigen Angeboten.
Einen hohen Stellenwert hatte und hat dabei die Dezentralisierung der Wohnbereiche, mit der in den 1990er Jahren zielstrebig begonnen wurde.
Heute leben Menschen mit Behinderung – ob sie nun einen hohen Unterstützungsbedarf haben oder weitgehend selbständig wohnen – integriert in Dillingen und Augsburg.
Die Bevölkerung von Dillingen war und ist dem regionalen Zentrum und den dort lebenden, begleiteten und geförderten Menschen gegenüber immer aufgeschlossen.
Inklusive Aktionen und Angebote haben dazu beigetragen, dass sich im Laufe der Jahre ein echtes, gelebtes Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung entwickelt hat.
Ein schönes Beispiel dafür ist die im Oktober 2000 eröffnete Kunst- und Kulturkneipe Chili.
Diese wird mit Unterstützung einer Arbeitsgruppe der Regens-Wagner-Werkstätten betrieben. Mit seinem kulinarischen Angebot zu den Abendöffnungszeiten, dem Mittagstisch am Donnerstag, den regelmäßigen kulturellen Veranstaltungen und vielem mehr ist das Chili in der Region einmalig.